Freitag, 28. Oktober 2011

Heute im Salon: Silentium, Cashmere-Ballerinas & Sonnenschein

«Ein wahrhaft köstlicher Roman.» (ORF) Wieder einmal ein Bischofskandidat, der aus dem ehrwürdigen Marianum hervorging – darauf ist man in dem Salzburger Knabeninternat aufrichtig stolz. Wenn nur nicht die hässlichen Gerüchte um den aufstrebenden Kirchenmann wären. Und die 23 Plastiktascherln voller Leichenteile… Für «Silentium» hat Wolf Haas schon zum dritten Mal den Deutschen Krimi-Preis bekommen. Er spielt auch in der Verfilmung seines eigenen Buches mit. Außerdem dabei: Joachim Król, Udo Samel, Christoph Schlingensief, Anne Bennent und natürlich Josef Hader als Detektiv Brenner. «Wolf Haas hat tintenschwarzen Humor und jenen Blick für die Abgründe der Spezies Mensch, wie sie nur in der Alpenrepublik sich auftun, weil da die Brutalität besonders hartnäckig in der Gemütlichkeit nistet. «Silentium!» führt den lebensklugen Wiener Privatdetektiv Brenner in ein Salzburger Knabeninternat, wo einst im Duschkeller befriedigte und inzwischen vertuschte Lust einen ehrwürdigen Bischofskandidaten um das ersehnte hohe Amt zu bringen droht. 23 Plastiktaschen mit zerstückelten Leichenteilen gefährden gar den Ruf der Festspielstadt.» (WAZ)


"Du wirst es nicht glauben, aber wenn du "Silentium" von Wolf Haas gelesen hast, wirst du anfangen so zu reden und zu denken, wie er schreibt. Du wirst in so eine Art gedanklicher Hypnose oder Trance kommen und zweitens der Rhythmus und dass Zeitworte nicht mehr unbedingt nötig, du weißt schon. Thomas Bernhard, na ja, was die haarsträubend genaue Beschreibung Salzburgs betrifft und so, schon, aber sonst schon gar nicht.

Wenn du dann noch selber hinein und hinausgegangen, die Kirchen hinein und hinaus, so wie ich, Jungschar und Ministrant, dann Gnade Gott, da rinnts dir schon kalt den Rücken hinunter, als würdest du jetzt auch gleich vorkommen. Wie du schon bemerkt haben wirst, Anrede in der zweiten Person, sozusagen ein genialer Kunstgriff.

Nimm dir genug zum Essen und Trinken mit, wenn du anfängst mit dem Buch, weil Pausen so gut wie keine möglich. Und deine Freundin neben dir, wirst du auch aufwecken mit deinem Lachen mitten in der Nacht.Und das, obwohl die Geschichte reichlich verworren und skurril, aber die ist eben gar nicht so wichtig, weil viel wichtiger Sophie und so Dings eingeflochten an fast jeder Stelle. Das Kopfweh vom Brenner und der Föhn, dass dir selber der Schädel anfängt zum Brummen.

Bleibt also nur zu hoffen, dass dir das nicht bleibt, du weißt schon, weil dann wäre es so wie mit den Melodien und den dazugehörigen Texten vom Brenner und dass die was zu bedeuten haben, aber was nur?" Hans Henkel

Erster Satz
Jetzt ist schon wieder was passiert.

Schöne Sätze
  • Die meisten Opern haben vorne ein Stück, wo noch nicht gesungen wird. Das dauert oft allein schon ziemlich lange, und der Brenner hat sich gewundert, wie gut man bei so einer Berieselung nachdenken kann. Weil in so einer Musik steckt ja soviel raffinierte Komposition drinnen, daß du gedanklich angesteckt wirst und automatisch auch besser mit den Gedanken bist.
  • Aber im Leben immer wieder interessant, daß eine Niederlage sich im nachhinein oft als ein Volltreffer erweist.
  • Und ich muß auch ehrlich sagen, Unbewußtes oft überschätzt, weil oft nur ein Wichtigtuer, der nicht viel mehr weiß als jeder andere auch.
  • Weil nur aus der Langeweile kommen die besten Gedanken. Ich persönlich glaube, ohne Langeweile hätte der Mensch überhaupt nichts erfunden.
  • Dagegen Blick vom Mönchsberg einfach gewaltig. Das ist eine malerische Sache, Postkarte nichts dagegen.
  • Weil natürlich Ironie des Schicksals, daß sich die Selbstmörder immer die schönsten Abgründe aussuchen.
  • Und ist ja auch wirklich eine interessante Sache. Weil die Kinder von den reichen Leuten haben es auch nicht immer leicht. Ist natürlich schon wahr, daß Geld den Charakter verdirbt, bin ich der letzte, der das bestreitet. Aber Armut verdirbt auch den Charakter, Mitteldings verdirbt auch den Charakter. Charakter überhaupt ein sehr empfindliches Gemüse.
  • Aber natürlich, wenn du am nächsten Tag Gäste erwartest, kannst du dir keine verheulten Augen leisten.
Letzter Satz
Hyäne nichts dagegen. 

 





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Stricken: Cashmere-Ballerinas
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Aus Filati Handstrick, Wolle: Lana Grossa "Alta Moda Cashmere"




Wir reichen heute Sonnenschein

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Sonnenschein
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Salute! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...





Freitag, 21. Oktober 2011

Heute im Salon: Some of me, Fliegenpilz& Sonnenschein



Elke Heidenreich:

Die Schönste war sie sowieso immer. Und nun ist sie auch noch gescheit, witzig und von überwältigender Natürlichkeit: Isabella Rossellini hat „Some of me" wirklich selbst geschrieben, und das Buch strahlt nur so vor lauter Charme und Warme, und ob das alles wahr ist, was sie über die berühmten Eltern erzählt? Ganz egal, denn, so sagt sie, „die Lüge ist die einzige Technik, die es mir ermöglicht, nicht die faktische, sondern die emotionale Wahrheit zu erzählen". So gescheit sind nicht viele Schriftsteller, und zusammen mit den Fotos ist diese Autobiografie von der ersten bis zur letzten Seite ein wunderschönes Buch geworden. Isabella Rossellini, hervorgegangen aus einer der berühmtesten Künstlerehen unseres Jahrhunderts und als Film-schauspielcrin und Photomodell heute selbst ein Weltstar, hat mit ihrer Autobiographic ein literarisches Kabinettstück abgeliefert. Some of Me ist ein Glücksfall, nicht nur in der Gattung der Künstlermemoiren. Originell, provokant, sprühend vor Witz, voller Heiterkeit und entwaffnender Selbstironie gibt Isabella Rossellini eine inspirierende Vorstellung weiblicher Lebenskunst. Spielerisch hält sie die Balance zwischen den vielen Rollen ihrer Künstlerexistenz und ihres Privatlebens als Tochter, Schwester, Geliebte, Ehefrau, Muse und Mutter. Und meisterlich versteht sie mit der Last und der Lust zu jonglieren, die ein Image bigger than life mit sich bringt.. Stilistisch ist Some of Me ein brillant komponiertes Mosaik aus vielen kurzen Szenen, die ihr Leben und ihre Welt wie einen Film vor unseren Augen ablaufen lassen -begleitet von einem vielstimmigen Konzert der Bilder, angefangen bei jenen, die auf ihrem Nachttisch stehen, über Familienphotos bis hin zu Filmbildern und den artifi-ziellen Vogue-Covers von Richard Avedon. Über Ingrid Bergman, ihre Mutter, schreibt sie: »Ihre zweitliebste Beschäftigung nach der Schauspielerei war das Putzen, was nicht heißen soll, daß ihr das Putzen lieber war als ich. Ich bin sicher, ich lag ihr mehr am Herzen als der Hausputz, aber am glücklichsten war sie, wenn sie beides kombinieren konnte. Also putzten wir gemeinsam.« Über ihren Vater Roberto Rossellini schreibt sie: »Mein Vater war zu uns wie eine >jiddische Mamma<. Für uns Kinder (wir waren zu siebt) war es eines unserer Lieblingsspiele, uns auf Daddy zu werfen. Er legte sich auf die Seite und spielte die Muttersau, und wir waren die Ferkel.« Sie schreibt über ihre berühmte Nacktszene in David Lynchs Kultfilm Blue Velvet und ihre Arbeit als Photomodell mit Richard Avedon, Bruce Weber und Steven Meisel. Über ihren Rausschmiß bei Lancöme, weil sie es wagte, vierzig zu werden. Über den zweijährigen Kampf gegen die Skoliose, die Krankheit, die ihr die Teenagerzeit verdarb. Über den Unterschied zwischen Schauspielerei und der Arbeit als Photomodell. Über ihre Kinder: Tochter Elettra, die, als sie von der Kindergärtnerin gefragt wurde, was sie tun würde, wenn sie auf einem Flughafen verlorenginge, zur Antwort gab: »Ich suche ein Poster von meiner Mami, stell mich drunter und warte, bis jemand kommt und mir hilft«; und ihren Adoptivsohn Roberto. Über ihre Begegnungen mit Anna Magnani, der früheren Lebensgefährtin ihres Vaters, und Katharinc Hepburn. Über die Eigenheiten ihrer vielen Haustiere. Über ihre Garderobe. Über die Phantasie, das Lügen und das Flunkern. Sie erzählt, offen und doch diskret, über die Männer in ihrem Leben: ExEhemann Martin Scorsese, David Lynch und Gary Old-man. Und sie führt ausführliche, intime Gespräche mit ihren geliebten Toten. isabella rossellini wurde 1952 geboren und wuchs in Rom und Paris auf. Mit neunzehn zog sie nach New York, mit achtundzwanzig begann sie ihre Karriere als Photomodell. Ihr Filmdebüt hatte sie 1978 mit dem Taviani-Film II Prato - Die Wiese. In Amerika folgten dann u.a. White Nights - Nacht der Entscheidung, Blue Velvet, Cousins - Seitensprünge, Wild at Heart, Fearless - Jenseits der Angst, Ludwig van B. - Meine unsterbliche Geliebte, Das Begräbnis und Big Night. Im italienischen Fernsehen moderierte sie eine eigene Sendung; in Amerika trat sie in mehreren TV-Serien auf. Nach vierzehn Jahren als Exklusivmodell der Kosmetikfirma Lancöme wurde sie 1995 Vizepräsidentin bei der Lancaster Group, um dort eine neue Make-up- und Parfumlinie zu entwickeln. Sie lebt mit ihren beiden Kindern in New York.



Erster Satz
... das sind die Kategorien, mit denen man mich identifiziert, sie bilden die demographischen Parameter für mein Selbstverständnis

Schöne Sätze
  • sehr viele ...
Letzter Satz
Martin hat, wie immer, recht.




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Sticken: Fliegenpilz
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Wir reichen heute Martini

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Martini
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Salute! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...

 

Freitag, 14. Oktober 2011

Heute im Salon: Leviathan, Pulswärmer & Flammkuchen

"Paul Auster ist ein rätselhafter Fall. Eines der Rätsel besteht darin, daß sich seine Romane verschlingen lassen wie Krimis, zugleich aber das Gefühl erzeugen, es stecke mehr dahinter..." (Ulrich Greiner in der "Zeit".) Jahrelang huldigten Aaron und Ben Sachs denselben Idealen, liebten zeitweise dieselbe Frau, haben den gleichen Beruf, den gleichen Freundeskreis. Die Freundschaft zwischen den beiden Männern erlischt dann mit Beginn der Ära Reagan. Aaron verbucht die ersten literarischen Erfolge, er etabliert sich. Ben Sachs hingegen ist nicht bereit, seinen früheren Anschauungen abzuschwören, er resigniert. Sein spektakulärer Selbstmord, er sprengt sich selbst in die Luft, veranlaßt Aaron, sich die vergangene Zeit noch einmal ins Gedächtnis zu rufen.


Das Buch beginnt mit dem chronologischen Ende, dem mysteriösen Tod eines nicht identifizierten Mannes bei einer Explosion, in dem der Erzähler Peter Aaron aus in den Zeitungen berichteten Umständen seinen besten Freund Benjamin Sachs erkennt. In Rückblende berichtet Aaron dann weitgehend chronologisch die Geschichte von Sachs.

Aaron und Sachs, beide Schriftsteller, lernen sich kennen und werden schnell enge Freunde. Sachs scheint in vielem überlegen, ohne sich je dessen bewusst zu sein. Er schreibt mühelos ein riesiges Pensum von Artikeln und Essays von hoher Qualität, sein erster Roman Der neue Koloss kommt nicht schlecht beim Publikum an. Er verbiegt sich niemals bei seinen Aufträgen, Geld scheint ihm ohnehin gleichgültig, obwohl er nicht reich ist. Er hat eine wunderbare Frau, Fanny, mit der er schon lange eine tiefe Beziehung führt, und die Aaron zufällig noch aus seiner eigenen College-Zeit kennt. Aaron war damals sogar in sie verliebt, hat sich ihr aber nie weiter nähern können. Sie war damals schon mit Sachs verheiratet, der aber saß wegen Kriegsdienstverweigerung im Gefängnis.

Peter Aaron selbst ist als Schriftsteller weniger erfolgreich und seine Beziehungen verlaufen ebenso. Zunächst heiratet er Delia, die ihn nach Jahren der Anbetung doch noch erhört hat. Sie bekommen ein Kind, David, haben Geldsorgen, streiten und trennen sich. Dann hat er eine kurze Affäre mit Sachs' Frau Fanny, die ihren Mann aber auf keinen Fall verlassen will. Es folgt eine zweijährige Beziehung mit der schrägen Künstlerin Maria Turner (alias Sophie Calle), mit der er zwar das Bett teilen, sonst aber nicht einmal zu erkennen geben darf, dass er sie kennt, solange die Beziehung währt.

Dann lernt Aaron seine spätere zweite Frau Iris kennen, und während sich sein Leben auch sonst zum besseren wendet, scheint das von Sachs auf unerklärliche Weise die gegengesetzte Richtung einzuschlagen.
via


Erster Satz
Vor sechs Tagen hat sich im nördlichen Wisconsin ein Mann am Rande einer Straße in die Luft gesprengt.


Schöne Sätze
  • Ich habe gelernt, daß Freiheit etwas Gefährliches sein kann. Wenn man nicht aufpasst, kann sie einen töten.
  • Jeder muß doch irgendwo sein.
  • ... eine unorthodoxe Frau, die ihr Leben einer Reihe ebenso raffinierter wie bizarrer Privatrituale unterwarf.
  • Es lag einfach in der Luft als wäre es schon immer dagewesen.
  • Der Katastrophenwalzer spielte weiter, und jetzt war er nicht mehr aufzuhalten.
  • Und das bedeutete, daß die Geschichte niemals aufhören und für immer ihr Gift in mich absondern würde.
  • Das hat bei Fanny nicht geklappt und bei Lillian auch nicht.
  • Ich hatte das einigende Prinzip gefunden, diese eine Idee würde die Bruchstücke meines Ichs wieder zusammensetzen.
  • Ein erstaunlicher Zufall, der mich so schwer traf, daß ich ihn für ein Omen halten mußte.
  • Ich glaube an eine Art kosmischer Anziehungskraft, an den Sog eines unergründlichen Schicksals.
Letzter Satz
Wir stiegen die Treppen hoch, und als wir drinnen waren, übergab ich ihm die Seiten dieses Buches.




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Stricken: Pulswärmer
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5 Freundinnen - von einer beschenkt mit Pulswärmern ♥!
Die Strickanleitung gibt's bei uns


Wir reichen heute Flammkuchen

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Flammkuchen
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Guten Appetit! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...