Freitag, 30. September 2011

Heute im Salon: Geheime Stunden, Sub Rosa & Kölsch

An einem Montagmorgen erhält Georg von Heuken die Nachricht vom zweiten Herzinfarkt seines Vaters, des Großverlegers Reinhard von Heuken. Damit beginnt für ihn, den ältesten Sohn einer alten rheinischen Unternehmer-Dynastie, der Kampf um die Nachfolge und das Erbe des Vaters, der im Krankenhaus liegt und sich an den laufenden Geschäften nicht mehr beteiligen kann. Zum einen hat er es dabei mit seiner Schwester und einem jüngeren Bruder zu tun, die ebenfalls als Verleger im Familienunternehmen tätig sind, zum anderen mit einem gefeierten Autor, einer Agentin, einem Lektor und einem Biografen des Vaters, die den Kampf um die Nachfolge allesamt argwöhnisch verfolgen und mit ihren jeweils eigenen Mitteln versuchen, auf sein Ergebnis Einfluss zu nehmen. Schritt für Schritt arbeitet von Heuken daran, Terrain zu gewinnen, während er unmerklich immer mehr den Wegen und dem Zauber seines übermächtigen Vaters folgt, der in den letzten Jahren vor dem Infarkt ein verborgen gehaltenes nächtliches Zweitleben in einer Suite des Kölner Dom-Hotels führte. Um die Rätsel dieser geheimen Stunden zu erkunden, quartiert sich von Heuken in der Suite ein und entdeckt in sich allmählich Fertigkeiten und Leidenschaften, von denen er sich zuvor nicht einmal hätte träumen lassen, dass sie in ihm schlummern könnten. Klappentext

…sind wir in Köln, wo ein mittelalter Verlegersohn erfährt, dass sein Vater einen Herzinfarkt hatte. Allerdings nicht zuhause, sondern in einem Luxushotel, wo er anscheinend schon länger eine Suite gemietet hatte. Was sein Vater sonst noch so im Geheimen trieb und wie sich das auf das Leben des Sohns auswirkt, erzählt dieses Buch, was mir bis jetzt von Ortheil am besten gefallen hat. Es verbreitet, obwohl es von 2005 ist, ein sehr eigentümliches Bundesrepublik-Gefühl; man hat die ganze Zeit das Gefühl, das Ding müsste in Bonn spielen, so altmodisch und vertraut kommen mir die Personen und Rituale vor, so traditionell die Lebensentwürfe und Erwartungen. Aber dann passieren eben Dinge, die andere in Bewegung setzen, und auf einmal wacht man aus diesem beruhigenden und gleichzeitig erstickenden Alltag auf. Von diesem Buch habe ich sehr schwer Abschied genommen, weil ich bis zur letzten Seite gedacht habe, he, du kannst doch jetzt nicht aufhören! Diese Figuren gehören doch jetzt zu mir, nimm sie mir nicht weg. (Und außerdem war das Ende ein bisschen sehr hopplahopp. Aber Ortheil verzeihe ich gerade alles.) via Anke Gröner 

Bestens unterhalten hat sich Anne Kraume bei der Lektüre von Hanns-Josef Ortheil Verlagsroman "Die geheimen Stunden der Nacht". Sie attestiert dem Autor, der mit Imma Klemm, der Chefin des Stuttgarter Kröner-Verlags verheiratet ist, intime Kenntnisse des Verlagswesens, und so verwundert es nicht weiter, dass der Roman alles bietet, was den Literaturbetrieb ausmacht - Lektorenkonferenzen und Agentinnen mit Netzstrümpfen, Herbstprogramme und die Termine der nahenden Buchmesse. Kraume merkt an, dass Kenner der Branche keine Schwierigkeiten haben werden, in den detailversessenen Charakterbildern Ortheils einige der prominentesten Vertreter der Branche "enttarnen" zu können. Der alte Reinhard von Heuken etwa erinnere an den alten Siegfried Unseld, der Starautor des Verlags, Wilhelm Hanggartner, an Martin Walser. Kraume hebt aber auch hervor, dass der Roman bei allen "kenntnisreichen und leicht wehmütig-ironischen Schilderungen der Verlagswelt" mehr ist als eine "augenzwinkernde Verständigung unter Eingeweihten", nämlich ein "kaschierter Initiationsroman", in dem der Sohn des Großverlegers und Patriarchen Reinhard von Heuken nach dessen zweiten Herzinfarkt endlich die Möglichkeit erhält, aus dem Schatten des übermächtigen Vaters zu treten.
  Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung via Perlentaucher
Leseprobe bei amazon.de


Erster Satz

Georg von Heuken verläßt sein Haus kurz nach neun, es ist ein herbstlicher Montag, Wochenbeginn also, einer dieser Tage, an denen es auf seine Anwesenheit ankommt, mittags gegen zwölf zum Beispiel während der großen Konferenz mit den Lektoren des Verlages, den von Heuken seit erst zwei Jahren leitet.


 Schöne Sätze
  • ...in San Francisco hat er als junger Buchhändler einmal einen Kurs in Katastrophen-Training besucht, wie reagiere ich auf plötzliche, unerwartete Ereignisse, ..., auf alles, was den Lebensfaden mit einem einzigen Hieb zerteilt, so daß er sich vielleicht jahrelang nicht neu knüpfen läßt.
  • ..., diesen ganzen Aufruhr des Körpers mit seinen hintersinnigen, minimalen Zeichen, die sich bald von außen nach innen verlagern, ...
  • Seltsam, diese stabilen Lebenskreise, denkt er ...
  • ..., man muß die überhitzten Emotionen striegeln wie Pferde nach einem Ausritt, man muß sie abkühlen lassen und langsam durch das Nadelör ind die Boxen schleusen, ...
  • Der breite, schon etwas zerlaufene Typ trägt einen Blazer in Dunkelblau mit den obligatorischen Goldknöpfen ...
  • Einen Großteil seines fast unfehlbaren Instinktes bezieht er aus der Zeitungslektüre, im Grunde ist er der ideale Zeitungsleser, ..., mit dem er seinen Riecher nach Tendenzen und Trends füttert, ...
  • ... und stärker wird der Vater-Geruch, als er die Tür öffnet, ist das volle Aroma da, eine Wolke des alten Nachkriegsdufts 4711, eine ganze Türkis-Batterie von Flaschen und Dosen ... alles in diesem überholt-pompösen Türkis-Gold, Pa läßt nur diese Traditionsmarke an sich heran, ... und hüllt den Körper in den immer gleichen Duft von Echt Kölnisch Wasser, den er selbst noch in seine Taschentücher verspritzt.
  • ... und vor allem hat er oft genug dafür gesorgt, daß das Leben sich in etwas Leichtes und Schwebendes verwandelte ...
  • In schlimmen Zeiten erinnert man sich anscheinend an solche Momente großer Vertrautheit ...
Letzter Satz

Als das Fährboot anlegt, hat er das Gespräch gerade beendet und im alten Torcello nahe Venedig für die Woche nach der Buchmesse eine Suite reserviert.



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Sub Rosa Anstecker
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Wolle & Anleitung bei LaLaine



Wir reichen heute Kölsch

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Kölsch
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Prost! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...



Freitag, 23. September 2011

Heute im Salon: Chuzpe, Socken & Klops braucht der Mensch



Aus dem Amerikanischen von Melanie Walz. "Schmonzes", sagt Edek, als seine Tochter Ruth ihn ermuntert, sich einem Lesezirkel anzuschließen. Seine Kriminalbücher, sagt er, könne er ganz alleine lesen. Schmonzes sagt Edek auch zu Schwimmunterricht, Massagen und der Mitgliedschaft in einem jüdischen Seniorenclub. Ruth begreift nicht sofort, daß ihr Vater, vor wenigen Wochen erst von Melbourne zu ihr nach New York gezogen, weit davon entfernt ist, einen ruhigen Lebensabend zu verbringen. Und dass Lebensabend überhaupt der falsche Begriff ist für den munteren Siebenundachtzigjährigen, der sich erst in Ruths Korrespondenzbüro nützlich zu machen versucht, indem er täglich Unmengen von Papier und Büroklammern bestellt - und wenig später ein Verhältnis beginnt mit der (wie Ruth findet, viel zu jungen) Polin Zofia (69). Als Edek zusammen mit Zofia und deren Freundin Walentyna auch noch ein Restaurant an der Upper East Side eröffnen will, das auf polnische Fleischbällchen spezialisiert ist, bangt Ruth um ihre Nerven. Klappentext


"Zofia ist nicht nur fleischgewordene Großherzigkeit, sondern auch eine Fleischbällchen-Fachfrau erster Güte. Mit einer Greencard kommt sie nach New York, sieht, was fehlt - nämlich gute "Klopse" -, und siegt. Mit nichts außer einem Haufen Enthusiasmus ziehen Zofia, Edek und eine Freundin die Gaststätte "Klops braucht der Mensch" auf - im Original sehr viel hübscher: "You gotta have balls" -, und nach zwei Wochen prügeln sich die Leute um einen Tisch im neuen In-Restaurant.
Eine Meisterköchin ist auch Lily Brett selbst. Erstens liefert sie wie Johannes Mario Simmel die Rezepte in einem Anhang gleich mit. Außerdem serviert sie ein Menü aus Brettl-Schärfe und Comedy-Süße samt Hochzeitsglocken-Happy-Ending. Das sprüht und macht so viel Spaß, daß der Leser, besonders der deutsche, ein kleines bißchen erschrickt. Irgendwann, gegen Ende, hat sich allerdings auch der letzte running gag totgelaufen: der englisch radebrechende, rotierende Edek, die in Unterwäsche Klopse kochende Küchenkönigin Zofia, die männerverrückte Freundin Sonia und Ruth selbst, die Nervensäge, die entsetzliche Grußkarten und Briefe entwirft. Zum Glück ist ihre Schöpferin um Klassen geistreicher und geschmeidiger: Sie kocht meist mit Schmackes, manchmal dazu auch mit Schmalz, immer aber mit Schmerz. Ein hysterischer Humor, der schmeckt."

siehe FAZ Rezension


Erster Satz

Warum redest Du über Männer und ihre Intelligenz?


 Schöne Sätze
  • Du bekommst Kopfschmerzen von Gott und der Welt, sagte Sonja, du solltest wählerischer sein mit den Sachen, von denen du Kofschmerzen bekommst.
  • Zofia wird machen Klops. In NY es gibt keine Klops. Keine Klops, was sind gut, will ich sagen.
  • Wir wollen nicht aufmachen ein snobby-snobby Restaurant. Klopse sind nicht snobby-snobby.
  • Zofia sagt, dass Downtown mehr Vegetarier wohnen.
  • ... und alle Zutaten sind schwerverderblich.
  • Klopstechnisches Wissen erfüllte den Raum.
  • Sie waren von einem fast dunklen Smaragdgrün.
  • Über alle 4 Ecken jeder Tischplatte waren mit Schablone und in dickem Emaillelack die Worte "Klops braucht der Mensch" aufgemalt.
  • Zofia ist wie ein Topmusiker. Sie ist wie ein Daniel Baarenboim mit Klops.
  • Zofia war in Rock und Büstenhalter gekleidet. Und Schürze. Das schien ihre neue Uniform zu sein. Der Büstenhalter war knallgrün. 

Letzter Satz

Und begann zu weinen.



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Stricken: Socken braucht der Mensch
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Wolle: Lana Grossa Merino Big SuperfeinFarbe 605 Rosé
Die Strickanleitung bekommt Ihr auf Anfrage bei uns
*-*


Wir reichen heute Spinatlopse

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Klops braucht der Mensch
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via

Bon Appétit! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...



Freitag, 16. September 2011

Heute im Salon: Fliegen ohne Flügel, Schäfchen & Pflaumenröschen


"In diesem Jahr darfst du nicht fliegen. Nicht ein einziges Mal." Aufgrund der Warnung eines chinesischen Wahrsagers vor einem Flugzeugabsturz begann für den Asienkorrespondenten des Spiegel ein ungewöhnliches Jahr der Reisen mit allem, was keine Flügel hat. Entstanden ist ein faszinierender Länderbericht mit tiefen Einblicken in asiatische Lebensweisen zwischen materialistischer Moderne und traditionellen magischen Praktiken.

(Klappentext)





Tiziano Terzani  war Journalist, Buchautor, Globalisierungsgegner und Pazifist. Er selbst bezeichnete sich als "berufsmäßigen Ausbrecher" und "Kind Geblie­be­ner". Er war ein her­vor­ragender Asienkenner, der fließend Chinesisch und weitere vier asiatische Sprachen sprach.
Terzani gelang es auf meisterhafte Art, seine Reiseleidenschaft auf den Leser zu übertragen und diesem auf spannende, aufklärende Weise fremde Welten zu zeigen.

Ausgangspunkt des Buches "Fliegen ohne Flügel. Eine Reise zu Asiens Mysterien" (Italienisch "Un indovino mi disse " und englisch „A fortune teller told me") war die Begegnung mit einem alten Wahrsager in Hong Kong.
Als dieser ihm einen Flugzeugabsturz voraussagte, beschloss Terzani, der bis dahin fest davon überzeugt war, nicht abergläubisch zu sein, seinem Rat zu folgen und ab dem 1. Januar 1993 in kein Flugzeug mehr einzusteigen. So begann für ihn ein Jahr der anderen Begegnung mit Asien. Mit Bussen, Autos, Fähren, Eisenbahnen und anderen nicht fliegenden Ver­kehrs­mitteln reiste er durch Südostasien und sogar - über China, die Mongolei und Sibirien – zurück nach Europa; per Schiff dann schließlich zurück nach Singapur. Es wurde eine Entdeckung der Langsamkeit. Terzani begann, in jedem seiner Aufenthaltsorte nach einem Wahrsager, nach einem Weisen oder einem Zauberer zu suchen und sich von ihm weissagen zu lassen. Er erfuhr, dass es noch ein altes, in den Denkweisen seiner Tradition verharrendes Asien gab, in dem Le­gen­den, Mythen, Prophe­zeiungen und Religion eine sehr große Rolle spielten.
Ob Terzani tatsächlich den Wahr­sagungen und eso­te­rischen Eingebungen seiner Reise Glauben schenkte, hielt er immer mit viel Verschmitztheit im Dunkeln. Hätte sich die Prophezeiung wirklich erfüllt, und wäre Terzani tatsächlich einem Flugzeugabsturz zum Opfer gefallen, wenn er nicht seinen Entschluss getroffen hätte?

Erster Satz

Zum Okkulten hatte ich seit jeher eine kühle, distanzierte Beziehung.


 Schöne Sätze
  • ..., dass es wohl am besten sei, auf diese «Prophezeiung» asiatisch zu reagieren: mich also nicht dagegenzustellen, sondern mich ihr zu beugen.
  • Menschen, die ähnliche körperliche Merkmale haben, teilen häufig dieselben Gewohnheiten, dieselben guten und schlechten Eigenschaften.
  • Sie sagte, um meinen Mund liege kein Verzicht, da ich im Leben immer getan hätte, was ich wollte.
  • Welcher Ort könnte den Geist eines Landes, die Seele seiner Bewohner besser widerspiegeln als ein Bahnhof? 
  • Es hatte aufgehört zu regnen und der Himmel war dramatisch schön.
  • Die überwiegende Mehrheit der Polizisten in Singapur ist in der Binnenspionage tätig.
  • Jeder Ort ist eine Fundgrube. Man muss sich nur treiben lassen.
  • Die Kette von Ursache und Wirkung, die alle menschlichen Geschehnisse miteinander verknüpft, ist unendlich, und deshalb bleibt jedes Ereignis ohne eine echte Erklärung.
  • Als ich der "Hexe" gegenüberstand musste ich zugeben, dass es kein treffenderes Wort gab, um sie zu beschreiben.
  • Aber das Leben ist auch ungeheuer verschwenderisch.
  • Ich überwand meine Hochmut und blieb. 

Letzter Satz

Schließlich ist man doch neugierig darauf, sein Schicksal zu erfahren.


Siehe auch wikipedia und mein-italien.info  

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Sticken
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Meditative Schäfchen...
...z.B. auf einem Yogakissen

Die Stickanleitung bekommt Ihr auf Anfrage bei uns *-*


Wir reichen heute Pflaumenröschen

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Pflaumenröschen
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via einfachguad

Bon Appétit! Bis nächsten Freitag
im Belletri-stick Salon...


Freitag, 9. September 2011

Heute im Salon: Was ich liebte, Kuschelkapuze und bunte Crêperöllchen

Michael Naumann sagte, dieser Künstler-Roman sei ein "ernstes Buch über den Kummer des Lebens".








"Was ich liebte, das bleibt", weiß Leo Hertzberg, der Erzähler in Siri Hustvedts Roman „Was ich liebte“. Was dem jüdischen Kunsthistoriker nach seiner Erblindung im Alter aber bleibt, ist eigentlich nur mehr die Erinnerung an ein Leben, dessen Verlauf er sich in jungen Jahren anders vorgestellt hatte.
Am Anfang steht ein Gemälde, dessen Motive im ganzen Roman wiederkehren werden. Siri Hustvedt beschreibt zwei im New Yorker Stadtteil SoHo übereinander wohnende Familien, eine Künstlerfamilie um den Maler des Gemäldes, und eine Intellektuellenfamilie deren Leben ineinander greifen und sich symbolisch verschränken.
Die Verlangsamung des Erzählens am Anfang ist nichts als "die Ruhe vor dem Sturm", vor der bevorstehenden Katastrophe, dem Tod einer der Söhne. Daraufhin entwickelt sich der andere Sohn zu einem "Monster".
Entstanden ist ein Familiendrama und Psychothriller. Ein spannendes und intelligentes Panorama der Wechselfälle, die das Leben und die Kunst zu bieten haben.


"Das Schicksal fragt uns nicht, es bahnt sich seinen Weg durch seine Schläge, macht ratlos, verändert unsere Wahrnehmung wie durch Einsetzen zwanghafter Filter, es ist raumgreifend, löscht Ziele aus, und bringt über die Jahrzehnte eine rätselhafte Betäubung mit sich. Für Mütter und Väter bewegend, inszeniert sie den Weg vom begreifbaren Leben mit einem Kleinkind zum nicht steuerbaren Leben voller Rätsel mit einem Jugendlichen, der zwischen den Welten untertaucht und wie magnetisch das Familiensystem in seinen Bann zieht. Nach dem belanglosen Vorspiel des ersten Drittel des Buches schreibt sich Siri H. mit der Dichte und Spannung der Sprache und einem immer virtuoseren Fortgang der Geschichte in unser eigenes Zellgeschehen ein, legt dort bündelweise Informationen aus einem reichhaltigen Leben ab, das doch nur eine Vergänglichkeit im Schlepptau hat, die am Ende des Lebens/Buches eine Trance auslöst, fast wie ein Vorgriff auf etwas, was wir vorausahnen. Worauf wir zurückschauen werden, es wird sein wie eine Kurzbiographie." Christa Artemis

Siri Hustvedt liest via

Erster Satz

Gestern fand ich Violets Brief an Bill.


Schöne Sätze

  • Ich sprach ihn auf die verborgenen Erzählungen in seiner Arbeit an und er sagte, für ihn seien Geschichten wie durch einen Körper fließendes Blut – Pfade eines Lebens.
  • Schließlich ist Empfängsnis Pluralität – zwei in einem – das Männliche und das Weibliche.
  • Es war Gram in Form von Energie.
  • Ihr ständig wiederholtes Mantra bestand aus zwei Worte: «Schon gut».
  • Für Hasseborg war das Manipulieren anderer Leute ein raffiniertes Spiel, das ihm Nutzen bringen konnte: Eine Insiderinformation, ein bisschen Kunstszeneklatsch, einen Ausspruch von jemandem, der nie vorhatte, seine Bemerkung öffentlich werden zu lassen.
  • Weißt du, Leo, je schlauer du bist, desto sexyer bist du.

  • Erica hatte eine geistige Ausdauer, die Violet abging, eine verbissene Bereitschaft, einen Gedanken bis zur Vollendung herauszuarbeiten.
  • Die Hysterikerinnen waren im Krankenhaus gleich neben den Epileptikern untergebracht, nach einem Weilchen bekamen sie Anfälle von Fallsucht – sie wurden, was sie sahen.
  • Gewöhnlich trugen sie Trainingsanzüge – eine Mode mit dem widerwärtigen Effekt, dass sie aussahen wie alt gewordene Kinder.
  • Ruhm, wie bescheiden er auch sein mag, geht unweigerlich mit Neid und Grausamkeit einher – ob auf dem Schulhof, in Vorstandsetagen oder an den weißen Wänden einer Galerie.
  • Ich erfand mich dauernd neu.
  • Er würde die Sache beenden oder verheimlichen müssen.
  • Meine Eitelkeit war einfach nicht stark genug, um Entbehrungen auszuhalten.
  • Das Miniaturhafte der Kästen apellierte an die Faszination, mit der Menschen in Puppenhäuser schauen, und an die Freude des Entdeckens.
  • Ein Gerücht war ebenso gut wie die Wahrheit – wie an der Börse erzeugte Gerede Realität.
  • Vermutlich rührte der Verlust an Tiefenschärfe von meiner Unfähigkeit her, das Geschehene zu glauben.

Letzter Satz

In einer halben Stunde kommt Laszlo und liest mir vor.







                                                     

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Stricken
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und hier eine schöne Strickerei - Die Kuschelkapuze:


gesehen bei  Lalaine und nachgestrickt
mit Fine Kid Stuck



Als Loop umhüllt er kuschelig Hals und Schultern





 











Einfach traumhaft schön...

Der Kapuzenschal kann auch mit anderen Garnen gestrickt werden z.B mit Alta Moda Seta wie das Original in der FILATI N° 42 . Das  Lalaine Team berät sie gern, schickt Ihnen auch Wolle und Anleitung zu. Rufen Sie einfach an! 




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  Bunte Crêpes
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Wir reichen heute Bunte Crêpes

aus Arthurs Tochters Villa Kunterbunt


Bon Appétit! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...


Freitag, 2. September 2011

Freitags halten wir Salon...Colette, Fallen Roses, Strickkleid & Sprizz

Seit heute gibt es den Belletri-stick Salon, in den Ariadne & Penelope Sie jeden Freitag einladen. Wir wollen mit Ihnen schöne Bücher und sehenswerte Stick- und Strickereien anschauen und darüber plaudern.
Die Zeit schreibt: Was im 19. Jahrhundert Salons waren, sind heute Blogs und lässt in diesem Sinne die Tradition des legendären Fragebogens von Marcel Proust für Blogger wieder aufleben. Der Fragebogen war in den Salons der Vergangenheit ein beliebtes Gesellschaftsspiel und enthielt Fragen als Herausforderung an Geist und Witz. Darauf werden wir noch zurückkommen ...
Doch zunächst zu Colette: sie war zu ihrer Zeit eine große Salonière. Im Header sehen Sie einen Ausschnitt ihrer Liegestatt  - und hier das ganze Bild


Colette umgab sich mit geliebten Gegenständen -
Blumen, Bücher & Stickarbeiten

Colette ist das erste schöne Buch gewidmet, in dem wir blättern wollen


via
Diese »Feinschmeckerbiographie« der Colette zeigt sie als leidenschaftliche Köchin, sinnenfrohe Genießerin und großartige Gastgeberin


Überall lauschige Plätzchen...


"Der wahre Feinschmecker ist derjenige, der sich an
einem Butterbrot ebenso delektiert, wie an gegrilltem
Hummer...





...wenn die Butter erstklassig und das
Brot gut durchgebacken ist."
Die "kleinen Bäuerinnen" aus Nantes, die "nahrungsspendenden Engel,
versorgten Colette während der Vierziger Jahre mit köstlichen Esspaketen.
Jede ihrer Sendungen begrüßte Colette mit einem ihrer blauen Briefe
voller Dankbarkeit und Freude
Colette räumte nur besten Freunden das Privileg ein,
von ihr Briefe aus diesem Papier mit dem altmodischen Charme zu erhalten.
Papier, nach dem sie in alten Papeterien stöberte.

«Was für ein herrliches Leben hatte ich! Ich wünschte nur, ich hätte es früher bemerkt.»
  sagte sie einmal.

Interessant zu wissen:
Der Traum vom guten Buch für jedermann Heute erinnert ein Festakt im Kaisersaal an den 125. Jahrestag der Gründung des S. Fischer Verlags. Die Geschichte des Unternehmens, das seit mehr als sechzig Jahren in Frankfurt ansässig ist, war bewegt.



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  Sticken
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Eine unserer Lieblingsstickereien war der Sampler "Fallen Roses" :


Stickvorlage "Fallen Roses"
von Lavender & Lace  via


 

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  Stricken
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und hier eine schöne Strickerei - das Ambiente-Kleid:

gesehen bei  Lalaine und nachgestrickt
aus ökologisch korrekt hergestelltem Garn
Lana Grossa "Ambiente" ( 85 % recycelte Baumwolle und 15% recyceltes Cashmere)
Das Kleid kann auch mit anderen, z.B. winterlichen Garnen gestrickt werden. Das  Lalaine Team berät sie gern, schickt Ihnen auch Wolle und Anleitung zu. Rufen Sie einfach an!


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  Sprizz!
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Zur Eröffnungsfeier reichen wir "Sprizz"

In ein Weißweinglas kommen etwa zur Hälfte trockener sehr gut gekühlter Weißwein (Sauvignon Blanc eignet sich perfekt), 1/3 kaltes Sprudelwasser und ein großer Spritzer Campari (nicht Campari-Soda, sondern das pure Zeug!). Dann noch ein oder zwei große Eiswürfel rein und fertig ist ein herrlich erfrischender, nicht zu stark in den Kopf steigender Sprizz.
via

Salute! Bis nächsten Freitag im Belletri-stick Salon...


Donnerstag, 1. September 2011

Erste Sätze

„Lange Zeit bin ich früh schlafen gegangen.“
Marcel Proust: Auf der Suche nach der verlorenen Zeit   2.9.11

"Gestern fand ich Violets Brief an Bill."
Siri Hustvedt: Was ich liebte  9.9.11

 "Zum Okkulten hatte ich seit jeher eine kühle, distanzierte Beziehung."
Terzano Terzani: Fliegen ohne Flügel  16.9.11

 "Warum redest Du über Männer und ihre Intelligenz?"
Lily Brett:
Chuzpe  23.9.11

"Georg von Heuken verläßt sein Haus kurz nach neun, es ist ein herbstlicher Montag, Wochenbeginn also, einer dieser Tage, an denen es auf seine Anwesenheit ankommt, mittags gegen zwölf zum Beispiel während der großen Konferenz mit den Lektoren des Verlages, den von Heuken seit erst zwei Jahren leitet."
Die geheimen Stunden der Macht, Hanns-Josef Ortheil  30.9.11

"AUS ALLEN HIMMELN STÜRZEN das war der Satz, der mir einfiel, als ich in L.A. landete..."
Die Stadt der Engel, Christa Wolf  7.10.11

 
"Vor sechs Tagen hat sich im nördlichen Wisconsin ein Mann am Rande einer Straße in die Luft gesprengt."
Paul Auster, Leviathan, 14.10.11

... das sind die Kategorien, mit denen man mich identifiziert, sie bilden die demographischen Parameter für mein Selbstverständnis.
Some of me, Isabella Rossellini
21.10.11

Jetzt ist schon wieder was passiert.
Silentium, Wolf Haas 28.10.11

Erst einige Sekunden nachdem Arthur Daane an der Buchhandlung vorbeigegangen war, merkte er, daß sich ein Wort in seinen Gedanken festgehakt hatte und daß er dieses Wort inzwischen bereits in seine eigene Sprache übersetzt hatte, wodurch es sofort ungefährlicher klang als im Deutschen.
Allerseelen, Cees Nooteboom, 4.11.11